Go big or go home
Hallo liebe Leser, es ist Montag der 13.07.2020 und ich liege eingecremt mit einem Aftercare Produkt meiner Wahl frisch tätowiert auf dem Sofa. Sobald ich mich bewege, merke ich nun endlich nicht mehr den Muskelkater vom Training letzter Woche, dafür umso stärker die Tattooschmerzen von Freitag. Meine gesamte Rückseite zeckt.
Go big or go home
Genau dieser Spruch, ebenso wie „stay true, party hard“ hat sich im Laufe meiner Tattookarriere eingebrannt. Persönlich betrachtet bin ich kein Fan von kleinen Tattoos. Weder an mir, noch an Kunden. Noch problematischer sind Kunden, die keine Erfahrungswerte zum Thema Tattoo haben und genau dann ausschließlich ein kleines Linien-Herz auf dem Finger haben wollen. Hier fängt das Problem an, wenn ringsum nichts ist, guckt man natürlich genauer hin. Als einfacheres Beispiel kannst du dir ein strahlend weisses Hemd vorstellen, auf dem nun ein wunderschöner Fettfleck draufsitzt. Genau dort guckst du nun immer wieder hin und der Fleck wird von Mal zu Mal schlimmer.
Nicht jeder Stil macht es allerdings von Anfang möglich, groß und ausschweifend zu arbeiten. Klassische Tattoos wie z.B. Traditional lebt durchs sammeln. Diese Motive sind eben auch weit entfernt von extremer Ackuratheit und bspw. realistisch sind diese meist nicht.
Go big or go home – Was aber nun?
Nach 10 Jahren Erfahrung und vielen unzähligen Kundengesprächen läuft es am Ende eh auf eines hinaus. Jeder der mal anfängt und eine Affinität zum Tätowieren hat, hat für sich die Entscheidung eh getroffen, voll werden! Denn wir lieben die Bilder und die Farbe in der Haut. Außer! Du bist nur Mitläufer oder Ja-Sager, auch dafür gibt es natürlich interessante psychologische Gründe, die meist in Kindestagen ihren Ursprung suchen.
Was heisst nun go big or go home?
Wer das Autark von Anfang an kennt, weiss, dass dieser Spruch entweder am Eingang oder am Tresen groß lesbar platziert wurde. „Mach es richtig, oder gar nicht“ heisst unsere Devise. Ich kenne übrigens keinen, der sich an seinen großen Bildern satt gesehen hat. Die Probleme des Überlegen bzw. Bereuen treten (soweit mir bekannt) nur mit kleineren, unüberlegten Motiven auf. Wenn man sich der Tragweite bewusst ist, welche Probleme mit kleineren Motiven entstehen, die später oft zu Coverups werden, fällt die Entscheidung für ein Gesamtkonzept recht schnell. Man hat ebenso viel mehr Spielraum und Ideen für die Bildsprache.
Wie kommt man zu individuellen Ergebnissen?
Go big or go home – Aber warum so groß?
Ich liege nun selbst auf der Couch und meine Haut spannt und juckt.
Um authentisch für meine Kunden und Kollegen mit der Fahne in der Hand vorauszugehen, habe ich logischerweise auch an mich eine gewisse Anforderung bzw. Vorstellung. Wie soll ich das geilste Tattoostudio in Deutschland führen und bedienen, wenn ich selbst nicht volltätowiert wäre. Allerdings gibt es für mich Grenzen. Hände, Hals und Gesicht bleiben frei. Ich habe bestimmte Regeln selbstbeigebracht bekommen, an diese halte ich mich bis heute. Du weiss nie, wo die Reise hingeht. Gestern war ich Konstrukteur im Maschinenbau, heute bin ich ausgezeichneter und anerkannter Tattoo-Künstler mit einem großen Laden und vielen Mitarbeitern, doch was kommt morgen? Ich liebe es, meine Kreativität auszuleben, das muss allerdings nicht zwangsläufig im Tätowieren enden. Da ich einen hohen Anspruch an mein Gegenüber habe und auch meine Zielkunden weiterhin ansprechen möchte, finde ich es bis heute gut, dass ich die Wahl von sichtbar bzw. unsichtbar genießen kann.
Vielen herzlichen Dank fürs Lesen und dein Interesse.
Mit den buntesten Grüßen
Flo und das gesamte A-Team.
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